Die Automobilhersteller kümmerten sich (bis auf eine einzige Ausnahme) noch nicht die Bohne um ihre automobile Historie. Veranstaltungen wie der Oldtimer Grand-Prix auf dem Nürburgring fanden in familiärer Atmosphäre statt und die Liebe zum alten Auto war noch, sehr viel mehr als heute, eine tief verwurzelte Herzensangelegenheit einiger „Spinner“.
Mein Traum war der Porsche 356 und so begann ich im Kleinanzeigen-Teil danach zu suchen. Da sah ich einen Dreizeiler in Auto Motor und Sport: „Porsche 356 B Cabrio, Baujahr 61, guter Zustand, DM 4.200, Telefon …“. Ich rief sofort an. Das Auto war in Marburg/Lahn und wartete auf eine Probefahrt. Am nächsten Tag stand ich in Marburg vor einem weißen 356 Cabrio mit schwarzer Innenausstattung und einem montierten 911er Targa-Bügel. Der Bügel war Mist, jedoch auch leicht demontierbar. Aber die Euphorie war dadurch nicht im Mindesten getrübt. Im Gegenteil! Kurze Probefahrt, der Motor lief, schalten ließ er sich auch, also warum nicht gleich mitnehmen! Ich unterschrieb den Kaufvertrag, gab dem Verkäufer 4.200 Mark auf die Hand, und los ging’s über die Autobahn nach Stuttgart. Was für ein saugutes Gefühl!
Die Ernüchterung kam, wie sollte es anders sein, ein paar Tage später. Der Motor hatte zu wenig Leistung, die Synchronisierung im Getriebe war schlecht, das Verdeck miserabel und natürlich war der Rost auch begeistert vom Auto! Ich überlegte was zu tun sei und begann eine Liste mit den notwendigen Restaurierungsmaßnahmen zu erstellen. Doch die Beziehung zu meinem ersten Porsche währte nicht lange. Eines Samstag mittags fuhr ich mit meiner Neuerwerbung nach Hause und parkte das Auto auf dem Stellplatz vor dem Haus. Da bremste auf der anderen Straßenseite eine 900er Kawasaki abrupt ab und ein schmächtiger Mann stieg ab. Er kam eiligen Schrittes über die Straße und ich rechnete intuitiv damit, dass er mir wegen eines mir nicht bewussten Vergehens an den Kragen gehen will. Doch er lächelte, betrachtete das Auto seligen Blickes und fragte mich, ob ich den Porsche gegen die Kawasaki tauschen würde! Ich dachte, der Typ ist etwas übergeschnappt und machte im klar, dass ich von Motorrädern wenig Ahnung hatte. Ich machte ihm den Vorschlag: verkaufen ja, tauschen nein. Ich ließ den Motor nochmal laufen und nach kurzer Verhandlung war er, mir kräftig die Hand schüttelnd, mit dem Kauf einverstanden. Er verabschiedete sich. Er versprach am Abend mit der vereinbarten Summe vorbei zu kommen und weg war er. Ich dachte mir, was es doch für Spinner gibt und hakte die Sache als lustige Episode ab.
Abends gegen 19.30 Uhr allerdings klingelte es und vor der Tür stand mein italienischer Freund mit einem Umschlag voller Geld. Der Kaufvertrag war schnell geschrieben und ich fuhr mit seinem neuen Auto hinter seiner Kawasaki her in die Tiefgarage eines in der Nähe liegenden Kinderkrankenhauses. Der neue Porsche Besitzer war nämlich Krankenpfleger im Olgäle!
Viele Jahre später saß ich mit Freunden in einem bekannten italienischen Lokal in Stuttgart, als der Inhaber zu uns an den Tisch kam. Wir schauten uns an und hatten das Gefühl uns von irgendwoher zu kennen. Und plötzlich machte es klick! Er war derjenige, der vor langer Zeit meinen 356er gekauft hatte. Wir fielen uns in die Arme und erzählten uns alte Autogeschichten.
Ja, so war das damals. Dem 356er Nummer 1 sollten noch vier weitere folgen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Folgen Sie uns schon auf Instagram?
Wir freuen uns auf Sie!